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Trio Infernale treibt USA in Schuldenkrise

Trio Infernale treibt USA in Schuldenkrise

Abseits der viel beobachteten Aktienmärkte spielt sich gerade das größte Finanz-Drama seit langem ab: Die USA haben Mühe, an Geld zu kommen. Selbst Griechenland hat es leichter. Noch nie haben US-Aktienmarkt, Dollarkurs und Anleihehandel gleichzeitig so schlecht ausgesehen.

Es gibt jeden Tag den heißesten Aktientipp, mehr oder weniger schlaue Experten diskutieren über den jüngsten Trend an der Börse und füllen Sendungen darüber, wie es mit dem DAX oder dem Dow Jones wohl weitergeht. Jede Zuckung an der Börse wird penibel registriert – worüber völlig in den Hintergrund gerät, dass es an den Finanzmärkten andere Verschiebungen gibt, die nicht nur Unwetter signalisieren, sondern geradezu tektonische Plattenverschiebungen. So eine ist es, die gerade eingesetzt hat.

Die Apokalypse beginnt bei den unbeliebten US-Staatsanleihen

Es passierte am 21. Mai, einem Mittwoch: Das US-Finanzministerium machte, was es immer macht, wenn es Geld braucht: Es veranstaltete eine Auktion von US-Staatsanleihen mit 20-jähriger Laufzeit. Doch was als Selbstläufer geplant war, ruckelte und hakte, wie es die Finanzverwaltung noch nicht erlebt hatte. Das Angebot des US-Finanzministeriums im Volumen von 16 Milliarden Dollar stieß nur auf schwache Nachfrage bei Investorinnen und Investoren. Erst bei einem Zinsversprechen von fast fünf Prozent gingen die Anleihen über den Tisch, was es in diesem Jahrtausend noch nicht gegeben hatte.

Die misslungene Auktion markiert den Höhepunkt einer Welle der Verzweiflung, die professionelle Anleger ergriffen hat. Sie rollt abseits der Aufmerksamkeit heran: Während es die Aktien im Dow Jones und S&P 500 fast jeden Tag in die Nachrichten schaffen, ist der Anleihemarkt etwas, das nur wenige wahrnehmen. 

Mehr als 150 Billionen Dollar stecken im globalen Anleihemarkt

Kurse, Zinsen, Renditen – das Geschäft mit den Schulden von Staaten und Unternehmen steht bei den Nicht-Profis im Hintergrund. Aber Anleihen sind mit Abstand die wichtigste Anlageklasse der Welt. Der globale Markt für Anleihen von Staaten und Unternehmen ist beinahe 150 Billionen Dollar groß und damit weit größer als alle weltweiten Aktienmärkte zusammen. 

Die USA sind in diesem größten Markt mit Abstand der dickste Brocken, sie haben einen Anteil von fast 40 Prozent daran. Auf fast 31 Billionen US-Dollar summieren sich allein die amerikanischen Staatsschulden. Und wenn es nach Donald Trump geht, kommen noch einige Billionen dazu. Profis wie der Starinvestor Ray Dalio, der frühere Chef von Bridgewater Associates, nennen es "Schuldenapokalypse".

In diesem Markt und nicht an den Aktienmärkten spielt sich seit Monaten das eigentliche Drama ab. Vom 21. bis 26. Mai übersprang die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen erstmals die Grenze von fünf Prozent, zehnjährige Staatsanleihen liegen derzeit bei 4,4 Prozent. Ende März hatte die Rendite der zehnjährigen Anleihen noch unter vier Prozent betragen. Zum Vergleich: Die einst so verteufelten griechischen zehnjährigen Staatsanleihen liegen bei 3,3 Prozent Rendite. Die Anstiege bei den US-Anleihen sind außergewöhnlich, obwohl es sich eigentlich nur um Nachkommastellen handelt. Ein Renditeanstieg um wenige zehntel Prozentpunkte über wenige Wochen bedeutet, dass irgendwer derzeit große Mengen an US-Anleihen verkauft, weil er – oder weil ganz viele – jedes Vertrauen in die Bonität der USA verloren haben.

Staatsverschuldung sorgt für schlechtes Agenturrating

Unmittelbarer Anlass für den Anstieg der Rendite ist die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's. Als Dritte hatte die Agentur Moody's ihre Bewertung der USA um einen Schritt von Aaa auf Aa1 nach unten justiert. Auslöser sei die hohe Staatsverschuldung. Moody's zog bei der Bewertung mit den Konkurrenten Fitch und S&P gleich, die in ihren Noten schon vor Jahren heruntergegangen waren. Die Kosten, um die Staatsschulden zu bedienen, seien deutlich höher geworden als bei anderen Ländern mit der Spitzen-Bewertung. Man erkenne zwar an, dass die USA wirtschaftlich und finanziell stark seien – aber dies gleiche nicht mehr den Rückschritt bei den Staatsfinanzen aus. 

Er entsteht dadurch, dass das US-Repräsentantenhaus am Ende knapp für Trumps „big and beautiful bill“ votiert hat, ein Paket aus Steuerentlastungen, Einsparungen und gewaltigen Mehrausgaben. Experten schätzen, dass das Paket dem Schuldenberg der USA in den kommenden Jahren weitere fünf Billionen Dollar hinzufügen dürfte. "Wenn das Land nicht ernsthaft beginnt, das Defizit zu reduzieren, wird es wirtschaftlich sehr unangenehm – vielleicht sogar dramatisch", sagt Dalio und fügt hinzu: "Wann genau, lässt sich schwer sagen. Es ist wie bei einem Herzinfarkt: Man weiß, dass er kommt, aber nicht genau, wann. Ich rechne mit etwa drei Jahren, plus/minus ein Jahr."